Wie oft verkündete ich stolz:
„Ich liebe meinen Nächsten“
(der heilenden Gedanken mich erinnernd
für Freunde, die in Not,
der Ehrerbietung, die den Eltern galt,
der Freundlichkeit für Fremde,
der Opfer, selbstlos, Tag für Tag).
Doch das war nicht genug,
und still, dass ich’s im Herz’ gefühlt,
die Christus-Botschaft kam:
„Deinen Nächsten lieben sollst du, wie dich selbst.“
Wie unvollendet der Kreis gewesen war,
den meine Liebe zog, das sah ich nun –
ich hatte Liebe nicht für mich gefühlt,
nur Selbstverdammnis, Zweifel, Mangel,
Stachel der Kritik, Geröll der Angst,
das war des Denkens Fessel mir gewesen.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Also nährte ich mich selber nun
mit dem, was stärkt,
wie Zuversicht und Hingabe,
und Rückhalt auch –
Wahrheit, die allmächtig bannt
das Schädliche,
den Irrtum, der in mir
des Christus Kreuzigung gewollt.
Zu beten lernte ich –
des Denkens Schutz –
um zu beteuern Tag für Tag:
„Geliebte, du bist Gott zu eigen,
vollständig frei von Furcht.“
Und als mein Selbstgefühl durch Liebe rein,
fühlt’ Wärme ich und Freude tief,
und Freiheit, so, wie ich sie nie gekannt.
Die Selbstverdammnis war entthront.
Nun war mir bewusst: den Nächsten liebte ich,
noch besser gar als je zuvor,
denn nun, da liebt’ ich ihn wie mich selbst
und liebte mich noch mehr.