Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer
Original im Internet

Den Hochstapler erkennen und vertreiben

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 5. Oktober 2017


© Thinkstock Images/Stockbyte/Thinkstock. Die abgebildeten Personen dienen nur zu Illustrationszwecken.

In einer Vortragsreihe meiner Universität mit dem Zweck, Studenten bei der Bewältigung des mit einem Doktorandenstudium verbundenen Stresses zu helfen, hörte ich erstmals vom „Hochstapler-Syndrom“. Ich erfuhr, dass der Begriff in der akademischen Welt für das Gefühl verwendet wird, man täusche alles nur vor − wir als Forscher hätten nicht wirklich all das Wissen und seien nicht so klug, wie unsere intellektuellen Errungenschaften vorgeben. Nach vielen Jahren weiterführender Studien und in der akademischen Welt war ich mit dem Gefühl sehr vertraut.

Der gutgemeinte Vortrag endete mit der Geschichte eines weltberühmten Akademikers, der selbst seine Fähigkeiten anzweifelte und sagte: „Es ist mir gelungen, alle glauben zu machen, dass ich ein Experte auf meinem Gebiet und ein brillanter Intellektueller bin.“

Dieser Vortrag öffnete mir in vieler Hinsicht die Augen. Ich lernte daraus zunächst, diese Gefühle der Hochstapelei unpersönlich zu machen. Ich hatte immer geglaubt, die einzige zu sein, die meinte, nicht wirklich genug auf dem akademischen Gebiet zu wissen und quasi vorgeben zu müssen, das sei anders. Doch nun begriff ich, dass Minderwertigkeitsgefühle in der akademischen Welt gang und gäbe sind. Heute gibt es zu jedem Thema so viel Wissen, und wenn man von vielen klugen Forschern umgeben ist, kann es leicht passieren, dass man sich seiner Errungenschaften und Fertigkeiten unsicher ist.

Als zweites verstand ich etwas sehr Wertvolles: Wir sind keine Hochstapler! Angesichts der Tatsache, dass der oben zitierte Akademiker seine Fähigkeiten und Errungenschaften ganz offensichtlich nicht vortäuschte und wir alle auch nicht, erkannte ich, dass das Gefühl, Hochstapler zu sein, nichts als eine mentale Täuschung ist und keinen Wahrheitsgehalt hat.

So wie uns akademische Hochstapelei eingeredet werden kann, ist vielleicht auch der geistige Bereich nicht davor gefeit. Jedenfalls ging mir das lange so. Seit Jahren bete und arbeite ich daran, ein rechtschaffenes Leben zu führen, geistig zu wachsen und Gott zu dienen. Ich bemühe mich im Alltag bestmöglich darum. Doch in all den Jahren bin ich mir oft als Hochstapler vorgekommen – dass ich nur so tat, als sei ich ein guter Mensch, wenn ich es im tiefsten Innern nicht war. Oder dass ich nicht so gut war, wie das Bild, das ich nach außen präsentierte, vorgab. Es schien immer eine kleine innere Stimme zu geben, die alles Positive, das ich tat, sowie alles geistig Gute, das ich aus meiner Beziehung zu Gott empfand, verleugnete. Das gab mir das Gefühl, unehrlich und keineswegs so gut zu sein, wie ich dachte.

Eines Tages kam mir der Gedanke: „Ha! Es ist mir gelungen, alle zu der Überzeugung zu bringen, dass ich ein wirklich spiritueller, hingebungsvoller, guter Mensch bin. Keiner kennt die Wahrheit über mich. Wenn die nur wüssten!“ Und dann begriff ich: das war das Hochstapler-Syndrom. Darin lag von Anfang an das Problem! Wie der erfolgreiche Professor zu dem Glauben verleitet worden war, weniger zu sein als er war, so war ich zu dem Glauben verleitet worden, dass ich weniger als geistig, gut und rein war.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, hat eine Bezeichnung für Gedanken, die uns einreden wollen, wir seien nicht die Kinder Gottes – nicht so gut (oder intelligent oder fähig) wie wir wirklich sind, wie Gott uns gemacht hat. Sie sagt, Gedanken dieser Art sind tierischer Magnetismus und entstammen dem sterblichen Gemüt – einer falschen Sichtweise von uns selbst als materiell und sterblich und getrennt von Gott und somit sündig und potenziell böse. Die Bibel nennt es fleischliche Gesinnung und darauf bezog sich Jesus als er den Teufel als „Lügner und der Vater derselben“ bezeichnete (Johannes 8:44). Das sterbliche Gemüt ist eine Mythe und kein wahres Gemüt.

Mrs. Eddy schreibt beispielsweise: „Die Sterblichen sind Fälschungen der Unsterblichen. Sie sind die Kinder des Bösen oder des einen Bösen, das erklärt, der Mensch beginne in Staub oder als materieller Embryo. In der göttlichen Wissenschaft sind Gott und der wirkliche Mensch untrennbar als göttliches Prinzip und göttliche Idee“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 476). Ich begriff zunehmend, dass wir nur das über uns wissen können, was Gott weiß und uns mitteilt, denn wir sind untrennbar von Ihm. Und Er weiß nur das Gute.

Was passierte nach dieser Erkenntnis? Mein Denken änderte sich. Nicht, dass ich vorher keine wundervollen, herrlichen, heilenden Augenblicke der Kommunion mit Gott hatte, die mich zu meiner innewohnenden Hochwertigkeit und Vollkommenheit führten, doch nun fing ich an, darauf zu vertrauen, dass ich wirklich das gute und reine Kind Gottes bin, das mir durch Studium und Gebet offenbart wird. Ich erkannte klarer, dass meine wahre Identität tatsächlich eins mit Gott, dem göttlichen Gemüt, ist und dass dieses Gemüt mich und alle Menschen regiert.

Es führte außerdem zu körperlichen Heilungen. Einige Jahre lang hatte ich an einem schmerzhaften und unangenehmen Problem mit den Beinen gelitten. Es war besonders nachts schlimm und raubte mir den Schlaf. Auf einmal stellte ich fest, dass das Problem schon eine Weile nicht mehr aufgetreten war. Ich weiß nicht genau, wann es verschwand, doch die Heilung war eindeutig das Ergebnis der Inspiration, die mir in meinem täglichen Gebet und Studium der Wissenschaft kam.

Ich kann nicht behaupten, dass das „Hochstapler-Syndrom“ völlig aus meinem Leben verschwunden ist, aber heute bin ich weniger geneigt, auf Gedanken zu hören oder zu reagieren, die mich in Versuchung führen, an mir, meinem wahren, geistigen Selbst, zu zweifeln. Damit ist nicht nur meine Zeit des Gebets und der Kommunion mit Gott inspirierter und erhebender geworden, sondern ich habe auch mehr Freude und Frieden gewonnen. Und es hat mich befähigt, Gottes Liebe zu mir bereitwilliger anzunehmen und Seine Gegenwart zu spüren.

Ich erkenne zunehmend, dass Gott mich geistig und vollkommen gemacht hat, und das ist das „wahre Ich“.

Es ist auch Ihr wahres Ich. Als Kinder Gottes sind wir geistig, haben uneingeschränkte Fähigkeiten und sind unfähig, Schmerzen oder Disharmonie zu erleben. Wir neigen nicht zu einem Syndrom, das uns einreden will, es gebe ein anderes „Ich“. Und dieses Wissen bringt uns geistigen Fortschritt und Heilung.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Weitere Artikel im Web

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.